Donnerstag, 21. Mai 2009

Noch Fragen?!

Mein Aufenthalt in Finnland ist nun vorbei...

Wie ihr meinem Blog sicherlich entnehmen konntet, habe ich viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht - schulisch und kulturell.
Darüber bin ich sehr froh :-)

Ich möchte allen Menschen danken, denen ich in Finnland begegnet bin und die mich auf meinen Wegen dort begleitet haben! Ohne sie wäre die Zeit dort nicht so schön und lehrreich gewesen!!!

Für meinen beruflichen Weg habe ich viele Anregungen, Ideen, vor allem aber auch Ideale mitgenommen. Es wäre so viel möglich in Deutschland, wenn man kleine, aber entscheidende Dinge verändern würde...
Ich werde frohen Mutes versuchen, im Kleinen anzufangen... ;-)

An dieser Stelle würde ich mich über Fragen, Kommentare, Anregungen etc. aller Art freuen und bin gerne bereit, bei Unklarheiten weitere Erläuterungen zu liefern.

Auf geht's Deutschland - es gibt viel zu tun ;-)

Montag, 18. Mai 2009

Einwöchiges Praktikum an der Deutschen Schule Helsinki

Hier ist immer wieder etwas los :-)

In meiner letzten Woche in Helsinki besuchte ich die Deutsche Schule Helsinki (DSH) an den Tagen 4. Mai und 6. – 8. Mai 2009. Diese Zeit hat mir viele neue und interessante Eindrücke verschafft und war noch einmal ein guter Kontrast zu den finnischen Schulen (die ich bis dahin besucht hatte), bevor ich am 9. Mai nach Deutschland zurückkehrte. Wie der Name schon sagt, ist es eine deutsche Schule mit deutschen Büchern, deutschem Lehrplan und deutscher Strukturierung der Schuljahre (das Schuljahr besteht nicht aus mehreren mehrwöchigen Epochen mit abschließender Testwoche). So wurde ich schon einmal ganz langsam wieder an die Schulen und das Unterrichten in Deutschland herangeführt… ;-)

Nach außen hin ist die DSH wie eine finnische Schule aufgebaut. Sie ist eine Gesamtschule, in der alle SchülerInnen gemeinsam bis zur 9. Klasse (einschließlich) lernen. Danach können sich sie Jugendlichen entscheiden, ob sie das Abitur an dieser Schule oder einer anderen gymnasialen Oberstufe machen (der Notendurchschnitt entscheidet dabei über die Aufnahme zu anderen gymnasialen Oberstufen) oder ob sie eine berufliche Schule besuchen. Die Besonderheit an der DSH ist, dass ab der 1. Klasse jene SchülerInnen die Schule besuchen, die die deutsche Sprache bereits beherrschen. Sie bilden bis zum Abitur die A-Klassen. Ab der 3. Klasse werden finnische Kinder eingeschult und lernen Deutsch als 1. Fremdsprache mit bis zu 7 Wochenstunden. Die finnischen Kinder bilden die B-Klassen bis zum Abitur.

Ein großer Unterschied zwischen den von mir besuchten finnischen Schulen und der DSH waren die Kinder! An der deutschen Schule herrschte einfach eine andere Mentalität vor und dies hatte Auswirkungen auf den Unterricht! Er war einfach anders! Selbst in den B-Klassen mit den finnischen Kindern war eine andere Atmosphäre zu spüren! Die Kinder und Jugendlichen dieser Schule waren insgesamt viel lebhafter und gesprächiger! Im Unterricht wurde sehr viel kommuniziert, was teilweise auch mit den kooperativen Lernformen wie Gruppenpuzzle und Dialogen in der Fremdsprache Deutsch zusammen hing. Durch das Bewertungssystem wie bei uns in Deutschland (mündliche Beteiligung und schriftliche Arbeiten fließen in die Halbjahresnote ein) wurde unweigerlich mehr gesprochen! Diese Gesprächigkeit fand aber auch in ungelegenen Situationen und zu unpassenden Momentan statt – will heißen, dass ich an der DSH mehr Unterrichtsstörungen aufgrund der Lebhaftigkeit der SchülerInnen beobachten konnte als an den finnischen Schulen. Das erscheint mir als ein interessanter Zusammenhang… ;-)

Das Spannende an der DSH waren die vielen außerunterrichtlichen Projekte für die gesamte Schulgemeinschaft oder für einzelne Klassen während oder nach der Unterrichtszeit. So habe ich in meiner kurzen Zeit an der Schule Folgendes miterlebt:
• Studierende der Universität Helsinki machten Praktika oder Umfragen.
• Eine 8. Klasse drehte ein ironisches Video über die DSH unter Leitung von Jan Quilitzsch und der „Partnerschaft Deutsch“.
• Austauschprogramm (zweiwöchiger Schüleraustausch aus Bremen – im Schulhaus hieß es immer wieder: „Die Bremer kommen!“ :-) )
• „Tagesöffnung“ am Freitagmorgen – ein Fachbereich bereitet in regelmäßigen Abständen ein Thema auf und stellt es der Schulgemeinschaft freitags in der 1. Stunde vor (20-40 Minuten)
Außerdem:
• Musikwettbewerbe und Förderung von Musikbands
• Theateraufführungen
• Übernachtungen
Zudem erklärte mir ein Kollege, dass fünf Mal im Jahr Samstagsunterricht stattfindet, damit man eine Woche Herbstferien einrichten kann. Aus diesen Samstagen werden meistens Projekttage gemacht. Schließlich gibt es zwei bis drei Mal im Jahr Gottesdienste für die gesamte Schulgemeinschaft, die oft von SchülerInnen gestaltet werden.

Viele der KollegInnen aus Deutschland, mit denen ich gesprochen habe, möchten nicht gerne zurück nach Deutschland gehen. Sie genießen ihre drei bis sechs Jahre Auslandsschuldienst (bzw. acht Jahre bei einer Funktionsstelle) in Finnland sehr. Die Begründungen liefen beinahe alle in dieselbe Richtung: die Rahmenbedingungen des finnischen Schulsystems!
• Als Lehrkraft erfährt man eine hohe Anerkennung.
• Man erhält viel Unterstützung von qualifiziertem und stets erreichbarem Personal (Schulpsychologe, Sonder- und Sozialpädagoginnen, Schulkrankenpflegerin, EDV-Berater etc.).
• Die Kinder erhalten kostenlosen Stützunterricht statt teurer Nachhilfe.
• Das Gesamtschulsystem ist insgesamt humaner und gibt allen SchülerInnen die Chance auf eine gute Grundbildung; dabei stehen nicht die Noten, sondern der Spaß am Lernen im Vordergrund! Es wird kein Kind zurück gelassen oder selektiv behandelt. Jedes Kind mit Schwierigkeiten im kognitiven oder sozialen Bereich wird gefördert und unterstützt!
• Durch das kostenlose Schulmaterial bis zur 9. Klasse und das kostenlose Schulessen werden die Grundbedürfnisse der SchülerInnen gedeckt. Kein Kind muss hungern oder wird am Lernen gehindert durch fehlendes Schreibmaterial wie Zettel und Stift.
• Abschließend sei nochmals auf die klasse Ausstattung hingewiesen: Laptop mit Internetzugang, Beamer, Dokumentenkamera, Leinwand und oft Whiteboard in jedem Klassenzimmer! Einige sind sogar mit dem Smart Board ausgestattet!

Bei solchen Bedingungen fällt es einem ganz schön schwer, zurück ins „Kreidezeitalter“, das in Deutschland nach wie vor vorherrscht, zurückzukehren. Ich habe den Weg allerdings schon wieder angetreten und – tja was soll ich sagen – der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und das ist auch gut so… ;-)

Einige Eindrücke zur Deutschen Schule Helsinki:

Einblicke in die Deutsche Schule Helsinki

Sonntag, 3. Mai 2009

Mein 1. Mai in Helsinki

Die Sonne und das Leben feiern :-)

Kaum in Helsinki angekommen und vom Schiff gegangen, machten wir uns zu dritt mit tausenden von Menschen auf in den Kaivopuisto, einen riesigen Stadtpark in Helsinki mit Grünflächen, großen Granitsteinen und in der Nähe des Hafens – eine wunderschöne Szenerie. Um 10.30 Uhr waren bereits viele Menschen dort, doch es war noch gut möglich, sich ein schönes Plätzchen zu suchen. Wir ließen uns auf einen Felsenvorsprung nieder und breiteten unsere paar Süßigkeiten und unseren Spritzwein aus. Üblicher ist ein Picknick mit Kuchen, Salaten, Hackbällchen, Grillgut etc. etc. – und viel Alkohol. Da wir nun aber direkt aus Stockholm kamen, war das natürlich nicht möglich. Einige Freunde von Henna und Jari, die später zu uns stießen, hatten allerdings viele Leckereien mit dabei und das Picknick konnte beginnen. Sie brachten auch zwei traditionelle Sachen mit: ‚Munkki’ (eine Art Gebäck) und mehrere Flaschen gefüllt mit ‚Sima’. Dieses Getränk wird auf spezielle Art und Weise zubereitet und ca. eine Woche lang gären gelassen. Einfach köstlich :-) Zu all dem Süßen wurden noch M&Ms verteilt (diese wurden erst letztes Jahr in Finnland eingeführt)!

Wieder wurden wir mit Sonne gesegnet (in der Winterjacke wurde es richtig warm ;-) und mein Sonnenbrand freute sich über noch mehr Sonne ;-) Sonnencreme war natürlich nicht in Sicht) und hatten einen wunderschönen Ausblick auf das Meer. Mit jeder Stunde wurden es mehr und mehr Menschen und schon bald schien jeder mögliche Platz besetzt. Es bot sich mir ein buntes und schönes Bild: Alle, die je Abitur gemacht haben, trugen ihre weißen Mützen, die sie zum Abschluss bekommen haben. Diese werden einmal im Jahr zum 1. Mai rausgeholt und aufgesetzt. Es wurden auch unterschiedliche Kostüme getragen, wie sie bei uns an Karneval üblich sind. Das war jedoch eher eine Ausnahme. Zudem trugen Studierende traditionell ihre bunten Overalls: jeder Fachbereich hat eine andere und eigene Farbe. Auf den Overalls werden alle möglichen Aufnäher gesammelt, die die StudentInnen für eine bestimmte getrunkene Menge an Alkohol bekommen oder für jegliche Party, die sie besucht haben etc.

Die Studenten haben mit dem Feiern und mit dem Tragen ihrer Overalls schon eine Woche vor dem 1. Mai angefangen. Aber erst am 30. April um 18 Uhr beginnt jedes Jahr offiziell der Studenten- und Arbeitertag, hier Vappu genannt. Der Havis Amanda (Frauenstatue im Brunnen am Hafen von Helsinki) wird dann die weiße Mütze aufgesetzt und es wird mit Sekt angestoßen. Dann beginnt die Party und die Studierenden übernehmen die Stadt.
Der 1. Mai ist mehr ein Studenten- als ein Arbeitertag in Finnland. Aber eigentlich ist der 1. Mai der „Kater-Tag“ nach den Feiern und dem Trinken des Vortages. Meine Erfahrung war (den 30.04. habe ich ja nicht miterlebt, da ich in Stockholm war), dass die Menschen den Tag brauchen, um mehr oder weniger nüchtern zu werden. Dazu versammeln sie sich in den Parks und treffen Freunde, picknicken und trinken gemütlich weiter. Dabei herrschte eine ausgelassene und positive Stimmung. Die Menschen hatten Spaß und waren gut gelaunt. So sieht man die Finnen nicht immer ;-)

Ein Problem bei solchen Open-Air-Feiern sind natürlich immer die öffentlichen Toiletten. Es wurden im Park zwar mehrere Toilettenkabinen aufgestellt, aber bei weitem nicht genug für die Masse an Menschen. Bei dem hohen Alkoholkonsum hat man dann teilweise unschöne Szenen gesehen… Aber lassen wir das. Henna, Jari und ich sind gegen 14 Uhr (der Park war zu diesem Zeitpunkt voller Menschen) zurück in die Stadt gegangen und haben 45 Minuten im Silja Line – Terminal gewartet, bis wir auf Toilette gehen konnten… In der Stadt waren ständig Menschenmassen in Bewegung. Die Leute kamen und gingen. Die Straßenbahnen hielten in Richtung Stadtzentrum gar nicht mehr an. Ich frage mich die ganze Zeit, woher diese Menschen alle kamen! Man sieht sie sonst nicht in der Stadt! Es scheint, als ob sie zum 1. Mai aus ihren Löchern kriechen: die Sonne und der Alkohol locken sie ;-)

Für den Nachmittag fuhren wir je in unsere Wohnungen, um uns etwas frisch zu machen. Wir waren schon ganz schön erschöpft von Stockholm und der Sonne ;-)
Abends traf ich mich noch einmal mit Henna im Stadtzentrum und wir nahmen die Beobachterrollen ein: Die Menschenmassen waren wieder verschwunden, dafür wurden aber die Alkoholwirkungen deutlich. Menschen (jung und alt, Mann und Frau, arm und reich) torkelten durch die Straßen; fielen über Bordsteinkanten oder stolperten Treppen hinunter; übergaben sich; waren nicht mehr in der Lage, richtig zu sprechen; tanzten wie in Trance; weinten lauthals in ihre Handys hinein oder schrien sich in aller Öffentlichkeit an; stritten sich um einen Sitzplatz an der Straßenbahnhaltestelle, obwohl die Bank noch viel Platz hatte; lachten laut über sich und andere; sprachen fremde Menschen an oder äfften sie nach, wozu sie im Alltag nicht in der Lage sind – ja sie schauen sich noch nicht einmal an; schliefen in den Straßenbahnen, auf Parkbanken, an Häuserwände gelehnt, an Haltestellen; und sie tranken immer weiter und weiter… Viele Menschen sah man auch in Bars, wo das Eishockey-Spiel zwischen Finnland und Slowenien übertragen wurde. Eishockey ist ein Nationalsport hier, aber selbst da kommt es den Finnen nicht in den Sinn, das eigene Team lauthals anzufeuern. Doch im betrunkenen Zustand geht das alles viel leichter und die gesellschaftliche Norm wird über Bord geworfen: es wird geschrien und geflucht, bis einem die Stimme versagt… Darüber hinaus standen viele junge Menschen an Nacht-Club Eingängen Schlange.
Henna erzählte, dass es um 4 Uhr morgens wieder voller werden würde. Denn da machten Pubs, Bars und Clubs zu und die Menschen hätten Hunger. Sie würden an Fast-Food-Kiosken Schlange stehen und da würde das Gerangel weiter gehen…

Insgesamt war die Atmosphäre am 1. Mai in Helsinki aber super, positiv, friedlich und sehr ausgelassen! Die Menschen haben Spaß gehabt und sich, die Sonne und ihr Leben gefeiert. Das war klasse! Ich fand es sehr entspannend und habe viele weitere Eindrücke von den Finnen gewonnen und positive Erinnerungen mitgenommen! 1. Mai in Helsinki: jeder Zeit wieder :-)

Einige fotografische Eindrücke:

1. Mai in Helsinki

Stockholm – Fahrt (29. April – 1. Mai 2009)

I love Stockholm :-)

Glück muss der Mensch haben… Mein Glück war, dass ich mit einem riesigen und luxuriösen Kreuzfahrtschiff nach Stockholm fahren durfte – als Geschenk!!! Dieses habe ich von meiner Super-Kollegin Sirpa bekommen :-) Ihr habe ich wieder eine unglaublich schöne Zeit zu verdanken (auch wenn sie leider nicht mitkommen konnte :-( )!

Die Vorfreude begann aber schon lange vor diesem tollen Ereignis!
Bei meiner ersten Helsinki Sightseeing-Tour Anfang März habe ich bereits das gigantische Kreuzfahrtschiff „Silja Line“ im Hafen Helsinkis gesehen und war überwältigt angesichts seiner Größe und majestätischen Wirkung. Mir wurde gesagt, dass dieses Schiff täglich um 17 Uhr nach Stockholm fährt und eine Übernachtung ca. 300 Euro (http://www.seaeurope.com/pdffiles/STO_HEL_MIN.pdf; in US Dollar) kostet. Damals dachte ich mir: „Wow, wie toll das wäre, so etwas einmal zu erleben…“

In der Woche drauf eröffnete mir meine „Mentorin“ Sirpa in der Schule, dass sie Club-Mitglied bei der Silja Line sei und ein Spezialangebot für eine Kurzreise nach Stockholm in einer 4-Bett-Kabine bekommen hätte. Dazu würde sie mich gerne einladen! „WWWWWWWAAAAAASSSSSSS??? Ich? Kann ein Mensch allein so viel Glück haben?!“ Ich freute mich natürlich total über die Einladung und sagte sofort zu! Kurze Zeit später hatten wir uns auf den Zeitraum 29.04. für die Hinfahrt, 30.04. für Stockholm sowie die Rückfahrt und 01.05.09 für die Ankunft geeinigt. Seit Mitte März freute ich mich also schon auf das große Ereignis – meine erste Kreuzfahrt und dann auch noch nach Stockholm :-)

Die Woche vor der Fahrt selbst musste meine Kollegin allerdings ihre Teilnahme an der Fahrt aus schulischen Gründen absagen. Die Enttäuschung war natürlich groß. Doch Sirpa übertrug die Fahrt nach einigen Absprachen mit dem Betreiber auf mich und bot mir an, jemanden mitzunehmen (schließlich war die 4-Bett-Kabine schon gebucht!)! Danke, Sirpa! Glücklicherweise hatte ich in der Zwischenzeit ein sehr nettes finnisches Pärchen in meinem Alter kennengelernt: Henna und Jari. Ich hatte schön des Öfteren etwas mit ihnen unternommen und sie waren sofort Feuer und Flamme, als ich ihnen ‚meine’ Einladung nach Stockholm mit dem Kreuzfahrtschiff „Silja Line“ eröffnete! Henna hatte bereits einen Sommer lang in Stockholm gearbeitet (sie liebt diese Stadt) und kannte sich aus! Perfekt :-) Jetzt mussten die beiden nur die zwei Tage (29. und 30.04.) frei bekommen (1. Mai ist auch in Finnland Feiertag und daher frei). Trotz der Kurzfristigkeit haben beide ohne Probleme Urlaub gekommen…es hat also sein sollen ;-)

Nach all den Anfangsschwierigkeiten fuhr ich schließlich um 15.30 Uhr überglücklich und voller Vorfreude mit Sirpa zum Terminal der „Silja Line“ in Helsinki und sie holte die Tickets ab. Dort trafen wir zufälligerweise Rainer Domisch, Unterrichtsrat in der obersten Schulbehörde Finnlands (Zentralamt für Unterrichtswesen), mit dem wir im Zuge des Deutsch-Projekts an unserer Schule in ständigem und regem Kontakt waren. Er hatte dasselbe vor wie wir :-)
Nachdem ich mich von Sirpa verabschiedet hatte und sie uns eine schöne Fahrt wünschte, kamen Henna und Jari zum Terminal und wir konnten unser Glück gar nicht fassen. Unsere Freude war riesig!

Dann betraten wir das Schiff und fühlten uns wie in einer anderen Welt! Alle Gäste wurden von den MitarbeiterInnen im Eingangsbereich freundlich empfangen. Das Schiff war wie ein 5-Sterne-Hotel und ein Stadtzentrum in einem und dann auch noch beweglich! Wir suchten zunächst unsere Kabine. Ich war positiv überrascht von der Sauberkeit und Geräumigkeit der doch eher kleinen Kabine, in der vier Menschen Platz gehabt hätten. Wir hatten eine Innenkabine in der achten „Etage“ mit Blick auf die „Promenade“ des Schiffes. Dort befanden sich Boutiquen, Restaurants, Cafes, Spielautomaten, ein Nacht-Club und abends bot die „Einkaufsstraße“ Raum für Unterhaltungsshows. Es fehlte einfach an gar nichts! Pünktlich um 17 Uhr lief das Schiff aus dem Hafen.
Wir begaben uns auf die sechste Etage und bestellten das Buffet für 35 Euro pro Person (!)! Ich weiß, das klingt unglaublich und ich kann es selbst immer noch nicht fassen, dass ich das mitgemacht habe, aber ich bereue es nicht! Es war ein ganz eigenes, besonderes Erlebnis und gehörte zur Kultur des Schiffes dazu! Jeder Tisch (und es gab viele davon!) war belegt! Und das Angebot – unbeschreiblich! Man konnte so viel essen und trinken, wie man wollte (bzw. konnte… ;-) )! Die Auswahl ließ nichts vermissen: kalte Platten an Fisch, Meeresfrüchten, Käse, Wurst, Salat, Gemüse, Wraps etc; warme Speisen mit unterschiedlichen Komponenten wie Fleisch, Fisch, Gemüse, Kartoffeln und die leckersten Saucen und Dips; verschiedene Brotsorten; und dann die Nachspeisen: zahlreiche Kuchen-, Eis- und Süßspeisensorten sowie typische finnische und schwedische Süßigkeiten. Zum Trinken standen auf jedem Tisch von Beginn an zwei Flaschen Wein (je rot und weiß) und zusätzlich konnte man sich selbst bedienen an Kaffee, Tee, Wasser, Cola, Fanta etc. etc.
Es war unglaublich lecker, aber schier unmöglich, von allem zu probieren! Ziemlich untypisch finnisch: wir haben zu dritt nicht einmal zwei Flaschen Wein geschafft! In beiden blieb je fast die Hälfte übrig… Andere Tische hingegen hatten mehr Flaschen als Teller und Personen…
Gut gesättigt und frohen Mutes machten wir uns nach zwei Stunden Buffet auf, das Schiff (zwölf „Etagen“) und die Sonnendecks zu erkunden. Innen entdeckten wir zusätzlich zu dem, was wir schon aus unserer Kabine heraus sehen konnten, ein großes Geschäft nur für Alkohol und Süßigkeiten (tax free), Spielhallen, eine Playstation Lounge, Karaoke-Bars, Pubs, Parfümerien, eine Sauna (die darf natürlich nicht fehlen ;-) ) und ein Schwimmbad. Draußen drehten wir einige Runden auf den Decks und genossen die untergehende Sonne. Es war einfach herrlich und so entspannend! Die See war total ruhig (was meinem Magen sehr gut tat) und die Sonne schaffte es, trotz des starken Windes Wärme zu spenden (naja, wie üblich hier geht ohne Winterjacke noch nichts). Auf dem Rückweg von Stockholm am nächsten Tag bekam ich sogar einen Sonnenbrand im Gesicht – um 19 Uhr abends!!! Da muss ich nach Schweden fahren, um einen Sonnenbrand zu bekommen!!!! :-) :-) :-) In Finnland ist kaum Sonne bzw. Wärme und ich fahre einmal nach Schweden und bekomme einen Sonnenbrand! Ich musste echt über mich selbst lachen. An Sonnencreme habe ich bei den bisherigen Temperaturen hier (max. 15 °C, dies ist aber eine totale Ausnahme) natürlich nicht gedacht.

Um Mitternacht schauten wir uns eine wunderbare und geniale Tanz- und Singshow an! Das Ensemble und die ausgewählten Lieder waren einfach super gut! Einige Finnen schafften es sogar (mit reichlich Alkohol im Blut), mehr Emotionen als nur Klatschen zu zeigen ;-)

Die Betten waren sehr gemütlich und so hatten wir einen kurzen, aber erholsamen Schlaf. Am nächsten Morgen machten wir wieder etwas Verrücktes: wir begaben uns zum Frühstücks-Buffet für 10,50 Euro! All you can eat and drink! Zu meiner Verteidigung muss ich sagen: das stärkte uns wirklich für den ganzen Tag in Stockholm und wir mussten den ganzen Tag nichts mehr essen…

Dann endlich konnten wir an Land – zum ersten Mal betrat ich schwedischen Boden! Und was erblickten meine frühlingshungrigen Augen? Bäume mit leuchtend grünen Blättern! Sattgrüne Wiesen! Ja sogar ein Baum mit rosafarbenen Blüten! Ich konnte es nicht fassen! In Stockholm war der Frühling schon eingezogen! In Helsinki warte ich bis zum heutigen Tage auf den Frühling. Keine Blätter an den Bäumen, keine Blumen, fad-grüne Wiesen und so richtig warm will es auch nicht werden….

Schon das Grün allein gab mir so viel Energie! Ich hatte den ganzen Tag die rosarote Brille auf und habe alles in einem wunderschönen Licht gesehen (es hat aber auch tatsächlich den ganzen Tag die Sonne geschienen und es war vergleichsweise warm)! Je mehr ich von Stockholm sah, desto mehr verliebte ich mich in diese Stadt! Sie hat eine tolle Atmosphäre und Ausstrahlung! Durch ihre vielen kleinen Inseln und Brücken bietet sie eine tolle Aussicht auf viel Wasser, Yachten, Schiffe, Stege, Wiesen, Hafencafés etc. und hat somit ein mediterranes Ambiente. Dieser Eindruck wird durch die zahlreichen Parks, Grünflächen sowie die Architektur der Gebäude, der Straßen und der offiziellen Plätze unterstützt. Der Jugendstil dominiert das Stadtbild in weiten Teilen. Ganz besonders die Altstadt (Gamla Stan) ist einen Spaziergang wert. Dort herrscht eine ausgelassene Stimmung, die Menschen sind freundlich, fröhlich und entspannt und man fühlt sich richtig wohl! Auf original schwedisches Eis sollte man hier auf keinen Fall verzichten ;-) Auch die Postkarten sind wunderschön! Doch Vorsicht bei den Briefmarken: eine kostet 1,20 Euro!!! Noch eine Kleinigkeit: es gibt kaum öffentliche Toiletten und viele Cafés sind so klein, dass es dort auch keine Kunden-WC gibt…
Ein besonderes Highlight für Henna und mich war der Besuch von Junibacken. Das ist ein Kindermuseum, in dem man insbesondere Astrid Lindgrens Figuren und Geschichten auf spezielle Weise näher kommen kann. Dort wurden Kindheitserinnerungen wach! Sogar Villa Kunterbunt konnte erkundet werden. Wir hatten sogar das Glück, einer Pippi Langstrumpf – Vorstellung beizuwohnen! Was für ein Spaß! Die Kinder dort haben Pippi geliebt und auch ich habe das Stück trotz der schwedischen Sprache verstanden! Pippi ist einfach die Beste und Stärkste ;-) Auffällig war in diesem Zusammenhang der kulturelle Unterschied zwischen finnischen und schwedischen Kindern: die schwedischen Kinder haben mit Pippi gesungen, ihr auf ihre Fragen geantwortet, mit den Piraten gesprochen, geklatscht etc. So eine Offenheit und Fröhlichkeit habe ich in den zwei Monate in Finnland nicht erlebt…

Leider war dann die Zeit auch schon wieder vorbei :-( Wir mussten zurück an Bord der Silja Line. Es fiel uns allen schwer, Stockholm zu verlassen. Aber ich komme definitiv zurück!!!
Abends haben wir wieder eine tolle Show gesehen und sind danach total erschöpft ins Bett gefallen! Ich habe geschlafen wie ein Stein, auch wenn der Wind in dieser Nacht etwas stärker war und das Boot etwas mehr schwankte…Doch auf der achten Etage war davon nicht viel zu merken – glücklicherweise ;-)

Am nächsten Tag um 10 Uhr morgens betraten wir wieder finnischen Boden, doch das Abenteuer des Trios Henna, Jari und Liz war noch nicht zu Ende: es folgte der 1. Mai in Helsinki – das muss man erlebt haben… Mehr dazu im nächsten Beitrag meines Blogs!

In der Bildergalerie sind einige Eindrücke zu finden, doch nichts wirkt wie das Original…

Stockholm am 30. April 2009


Also besser: Auf nach Stockholm!

Freitag, 1. Mai 2009

Danke, Laajavuori-Schule :-)

Wie die Zeit vergeht...

Am 29. April war mein letzter Tag an der Laajavuori-Schule. Ich kann nicht glauben, dass zwei Monate so schnell vergangen sind!

Es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich und in dieser habe ich sehr viele Einblicke in das finnische Schulleben gewinnen können.
Dafür bin ich sehr sehr dankbar!!!
Es war eine wichtige und richtige Entscheidung für mich, eine Auszeit zu nehmen und 2,5 Monate ins Ausland zu gehen, um neue Erfahrungen zu sammeln - schulisch, kulturell und menschlich.

Diese Schule und ihre LehrerInnen haben mir gezeigt, was alles möglich ist - in vielerlei Hinsicht. Ich nehme sehr viele Ideen (Ideale und Visionen...) mit zurück nach Deutschland und hoffe, dass ich wenigstens einige davon umsetzen kann... :-)

An dieser Stelle grüße ich alle Lehrerinnen und Lehrer der Laajavuori-Schule und bedanke mich für den schönen und herzlichen Abschied, die Geschenke und die Wünsche für meinen weiteren Lebensweg.

Ich grüße auch alle Schülerinnen und Schüler der Laajavuori-Schule und freue mich sehr über die vielen (zum Teil selbst gebastelten) Postkarten, Grüße und Wünsche. Das bedeutet mir sehr viel! Ich habe mich sehr wohl bei euch gefühlt und finde es toll, dass ich euch kennenlernen durfte.

Besonders möchte ich an dieser Stelle meiner Mentorin Sirpa danken. Sie hat mich unglaublich unterstützt und mir unzählige Möglichkeiten gegeben, mich auszuprobieren, zu entfalten und einzubringen. In allen (auch schwierigen) Situationen stand sie hinter mir, hat mir den Rücken gestärkt und sich für mich eingesetzt. Ohne sie wäre mein Praktikum und mein Aufenthalt in Finnland gar nicht möglich gewesen. Ohne sie an der Schule wäre diese Zeit bei weitem nicht so lehr- und erfahrungsreich gewesen. Danke für alles, Sirpa! Ich schätze dich, deinen Einsatz, deine Ideen und deine Energie sehr!











Alle, die möchten, können unter den Kommentaren noch eine Nachricht hinterlassen. Ich freue mich immer, von euch zu hören :-)

Alles Liebe und Gute,
Eure Liz

Montag, 27. April 2009

Kostenlose Schulartikel - Bestellungen für das nächste Schuljahr

Kleinstarbeit für einen guten Zweck ;-)

Huch, wer ist denn da so fleißig und konzentriert bei der Arbeit?

Meine „Mentorin“ ist dieser Tage über eine seitenlange Liste mit kleinster Schrift, tabellenformartig gegliedert und mit vielen freien Feldern gebeugt, blättert parallel in einem Katalog und trägt Zahlen in die Liste ein.
Was macht sie da bloß?
Das sieht nun wirklich nicht wie Unterrichtsmaterial aus und auch nicht nach Unterrichtsvorbereitung! Was macht aber eine Lehrerin sonst in der Schule an ihrem Pult?
Hochkonzentriert blickt sie auf und lässt sich nur ungern stören…doch für mich macht sie eine Ausnahme ;-)
Die Auflösung ist: Sie macht die Lehr- und Lernmittelbestellungen für ihre kommende neue 1. Klasse im nächsten Schuljahr!!!

Aha, nun wird mir einiges klar!
Die vollen Schränke mit Heften, Stiften aller Art, Anspitzern, Linealen, Scheren, Klebestiften, Papier etc. etc. in jedem Klassenzimmer sind nicht einfach nur da (naja, das war auch ein bisschen einfach von mir gedacht…), sondern sie müssen erst in mühevoller Arbeit von dem/der zukünftigen KlassenlehrerIn bestellt werden!
Dafür muss erst geschaut werden, was noch da und brauchbar ist, dann abhängig von der Klassenstärke abgeschätzt werden, wie der Verbrauch in einem Schuljahr sein wird und dann noch einmal die Qualität der vorhandenen Produkte überprüft und verglichen werden. Daraufhin werden Katalog und eine ca. zehnseitige Liste nebeneinander gelegt und los geht’s mit der Kleinstarbeit: erst entscheidet die Lehrkraft aus einer Auswahl von ca. elf unterschiedlichen Anspitzern (als Beispiel), welchen sie nun haben möchte, dann muss sie den Namen und die Bestellnummer dieses Anspitzers in der Liste finden, danach den Preis berücksichtigen und zum Schluss die Anzahl auf drei Parallelklassen überschlagen und in die super kleingedruckte Liste eintragen. Und diese Prozedur muss für jeden einzelnen Schulartikel wiederholt werden. Die Armen…

Insgesamt ist dies eine Arbeit von ca. 5 Stunden, wenn man nicht gestört wird und alleine arbeitet. Abhängig von Klassenstufenteams kann auch in einer Gruppe gearbeitet werden. Beides hat natürlich Vor- und Nachteile.

Das Tolle an der Sache ist – wenn man von der Arbeit absieht –, dass die Kinder zu Schuljahresbeginn in die Klassenzimmer kommen und es ist für alles gesorgt! Niemand muss Hefte, Radiergummis, Bleistifte etc. kaufen! Es ist einfach alles da!
Ich finde diese Lehr- und Lernmittelfreiheit bis zum 9. Schuljahr einfach klasse!
Es kann in finnischen Klassenzimmer nicht heißen (so wie ich es in einigen meiner Klasse des Öfteren gehört habe): „Ich habe kein Blatt!“; „Ich habe nix zu schreiben!“; „Kann mir mal jemand ein Blatt und einen Stift leihen?“
Kein Kind und kein/e Jugendliche/r muss sich dafür schämen und erniedrigt fühlen, dass die Eltern kein Geld für Schulmaterial haben (oder ausgeben möchten), ob es sich nun um einen Stift oder um ein Arbeitsbuch handelt. Hier in Finnland ist es selbstverständlich, dass die Schule (bzw. die Kommune dahinter) für jegliche Schulbücher und jegliches Schulmaterial sorgt!!!

Liebe Kollegin, dafür lohnt sich die Arbeit! Ich würde solche Listen auch gern ausfüllen, wenn die Politik nur das Geld für das Material zur Verfügung stellen würde…

Bestellungen für das nächste Jahr

Sonntag, 26. April 2009

Einblicke in eine finnische Mittelstufe (Klassen 7-9)

Durch die Pubertät muss wohl jede/r durch…

Bisher waren meine Beobachtungen, dass die finnischen GrundschülerInnen (Klassen 1-6) und die finnischen OberstufenschülerInnen (nach der 9. Klasse) mentalitätsbedingt nicht mit unseren zu vergleichen sind und eine große Schüchternheit sowie einen hohen Eifer, zu lernen, an den Tag legen. Am 22. April 2009 habe ich es dann endlich geschafft, die Martinlaakson koulu zu besuchen, die die Schuljahre 7-9 umfasst. Dort habe ich den Gegenbeweis zu dieser Hypothese gefunden und es bot sich mir ein bekannteres Bild: die Jugendlichen in dem Alter 14 – 16 sind unseren doch sehr ähnlich! Der Phase der Identitäts- und Selbstfindung und der Einstellung „Hauptsache dagegen“ kann wohl niemand entkommen.

Konkret hieß das, dass der Unterricht nicht so leise und ungestört durchgeführt werden konnte, wie in den niedrigeren Klassen der Gesamtschule (bis Klasse 6) oder der gymnasialen Oberstufe. Es war bei den Jugendlichen in den Jahrgängen 7-9 diese „Null-Bock-Stimmung“ zu spüren, wie es auch bei uns in Deutschland (zumindest war das meine Erfahrung in den Haupt- und Realschulen) der Fall ist. Andere Dinge wie Kleidung, Styling, Handys, Musik, Coolness, Provokation, Austausch mit Gleichaltrigen auch während der Stunden etc. sind eben in dieser Lebensphase viel wichtiger als Schule, LehrerInnen, Noten und Bildung. Dennoch muss ich sagen, dass die Unterrichtsstörungen nicht so enorm waren, wie ich sie in meinem Unterricht teilweise erlebt habe. So fanden einige Privatgespräche in den hinteren Reihen statt, die zeitweise auch etwas lauter wurden, aber der Unterricht konnte trotzdem weitergeführt werden und beeinträchtigte nicht die, die lernen wollten. Die Einstellung der meisten LehrerInnen an der Schule war (so wie ich das beobachtet habe), die Jugendlichen in Ruhe zu lassen (solange die Nebengespräche nicht zu laut wurden). Es wurde sich also auf diejenigen konzentriert, die etwas lernen wollten. Jene Jugendlichen haben dann auch die Aufgaben, die an sie herangetragen wurden, immer sofort begonnen und gewissenhaft erledigt, ohne sich zu beschweren. Ich hatte den Eindruck, dass es den SchülerInnen praktisch frei gestellt wurde, ob sie mitarbeiten wollten.

Dieses Prinzip der Freiheit und des Ignorierens wurde auch auf die (wenigen) sehr schwierigen Fälle angewandt. Ein Schüler bspw. konnte weitestgehend machen, was er wollte (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad) und die Lehrkräfte haben ihn gewähren lassen. Er hat nicht am Unterricht teilgenommen (physisch war er schon anwesend) und Privatgespräche mit seinen unmittelbaren NachbarInnen geführt. Es war jedoch erstaunlich, dass jene nach einer gewissen Zeit eigenständig zu ihren Aufgaben zurückfanden und ihn so auch mitzogen. Zu keiner Zeit während dieses Schultages haben die Nebengespräche oder andere (störende) Verhaltensweisen der SchülerInnen Überhand genommen und das Unterrichten negativ beeinflusst.

Ein Grund für das zurückhaltende Verhalten der Lehrkräfte und ihre Einstellung „die SchülerInnen gewähren lassen“ könnte einerseits das Verständnis für und die Akzeptanz gegenüber der schwierigen Phase, in welcher sich die Jugendlichen befinden, sein. Andererseits könnte es sein, dass die LehrerInnen die Verantwortung für das erfolgreiche Lernen in die Hände der SchülerInnen selbst legen, die ihr Können in einer Vielzahl von Prüfungen unter Beweis stellen müssen. Denn auch in der Mittelstufe ist das Schuljahr so ähnlich aufgebaut wie in der gymnasialen Oberstufe: Das Schuljahr besteht aus vier Epochen und eine Epoche aus ca. acht Wochen. Während einer Epoche belegen die SchülerInnen ca. sechs Pflichtkurse (je 4 Wochenstunden) und wählen sich in zwei bis drei wahlfreie Kurse sowie Sport ein, die weniger Wochenstunden umfassen. Am Ende einer Epoche erfolgt eine Testwoche, in welcher die SchülerInnen dann ca. sechs bis acht Prüfungen (meistens schriftlich) ablegen müssen. Wenn sie eine Prüfung nicht bestehen, müssen sie in eine Nachprüfung oder den Kurs wiederholen. Hier liegt es also ganz im Interesse der Jugendlichen selbst, während des Kurses mitzuarbeiten, um die Prüfung zu bestehen. Eine Deutschlehrerin meinte, diese Testwochen seien eine große psychische Belastung für die Jugendlichen und sehr stressig für alle Beteiligten.

In Bezug auf den Unterricht kam immer wieder zum Ausdruck, wie groß der Druck vom Lehrplan ist. In den acht Wochen muss (oder sollte) ein ganzes Kursbuch (Textbuch und Schülerarbeitsbuch) durchgearbeitet und am Ende abgeprüft werden. Das hieß in der Konsequenz, dass auch an dieser Schule das Niveau und das Tempo sehr hoch waren. Überwiegend wurde dementsprechend lehrerzentriert und lehrwerksorientiert unterrichtet. (Dies ist natürlich nur der Eindruck eines Tages. Im Englischunterricht habe ich z.B. eine tolle Gruppenarbeit gesehen, in welcher die Jugendlichen ein Werbeposter für einen Stadtteil Helsinkis oder Vantaas erstellt haben. Dabei waren sie sehr kreativ und motiviert, obwohl die Verhältnisse im PC-Raum sehr beengt waren und sie zudem zu dritt an einem PC saßen! Die Disziplin war enorm hoch und die Ergebnisse toll!) Den SchülerInnen war es – wie bereits oben erwähnt – selbst überlassen, ob sie mitarbeiteten oder nicht. Diejenigen, die Ambitionen haben, auf die gymnasiale Oberstufe zu wechseln und Abitur zu machen, haben den Ehrgeiz, gewissenhaft zu arbeiten. Diese Einstellung kommt bei einigen früher, bei einigen später. Schließlich gehen 50-60% eines Jahrgangs nach der 9. Klasse auf die gymnasiale Oberstufe.

Weitere Informationen zur Struktur der Schule:
• Die ca. 400 SchülerInnen sind in einer großen Schule mit drei Stockwerken untergebracht. Die Flure sind mit vielen Schülerarbeiten, Postern und Gruppenarbeitsplakaten gestaltet. Über dem Treppenhaus hängt ein riesiges Plakat (von Schülern gemalt), welches die Tage bis zum Beginn der Sommerferien runterzählt. Im obersten Stockwerk befinden sich die Verwaltungsräume sowie ein großes, geräumiges und gemütlich eingerichtetes Lehrerzimmer (mit Sofas, kleiner Küche und PCs), das sich praktisch über die ganze Etage erstreckt.
• Der Aufbau eines Schultages ist ebenfalls sehr ansprechend für mich und bringt Ruhe und Entspannung in den Tag: Unterrichtsbeginn ist um 8 Uhr. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Nach jeder Unterrichtsstunde gibt es 15 Minuten Pause! Von 11.45 – 12.15 Uhr ist Mittagspause, in der die ganze Schulgemeinschaft zum Mittagessen in die Mensa geht. Ab da geht der Rhythmus von 45 Minuten Unterricht und 15 Minuten Pause weiter, bis der Schultag um 16 Uhr endet.
• Ab der 7. Klasse gibt es nicht mehr das Klassenlehrerprinzip. Die SchülerInnen werden nur von FachlehrerInnen unterrichtet. Es wird kaum fachfremd unterrichtet (und wenn doch, dann nur in dem Bereich der eigenen Fächer, z.B. Physik, wenn man Biologie und Chemie studiert hat).
• Die SchülerInnen werden in den Pflichtfächern im Klassenverband unterrichtet, darüber hinaus wählen sie sich in angebotene wahlfreie Kurse und sind mit anderen SchülerInnen eines Jahrgangs im Kurs.
• Jeder Klasse wird ein/e BetreuerIn zugeordnet, die eine/n KlassenlehrerIn ersetzt. Sie übernimmt die organisatorischen Aufgaben für diese Klasse. Jeden Mittwoch von 12.15 – 12.30 Uhr finden Treffen zwischen BetreuerIn und Klasse statt und es werden Informationen weitergegeben bzw. Absprachen getroffen oder aktuelle Dinge besprochen.
• Bei großen Schwierigkeiten einer/eines Jugendlichen wird im Team gearbeitet: Eltern, SchulpsychologIn, Lehrkräfte, Sonder- oder SozialpädagogIn und die/der betroffene Jugendliche arbeiten gemeinsam an der Lösung des Problems.
Es war eine tolle Erfahrung für mich, die Mittelstufe besuchen und viele Parallelen zu deutschen SchülerInnen in diesem Alter ziehen zu können!

Des Weiteren hat es mir großen Spaß gemacht, zwei Deutschstunden in zwei unterschiedlichen 8. Jahrgangsstufen zu unterrichten. Dafür habe ich das Thema „Liebe“ gewählt und zwei deutsche Liebeslieder thematisiert. Das sprach die Jugendlichen größtenteils an! Obwohl ich beide Lerngruppen vorher noch nie gesehen habe und auch die SchülerInnen mich vorher noch nie gesehen haben, haben sie mir (von der Lehrkraft angeleitet) vorbereitete Fragen gestellt und wir kamen ins Gespräch. Die Lernenden konnten sehr gut Deutsch verstehen! Es fiel ihnen jedoch sehr schwer, sich auszudrücken. Die Vermutung liegt nahe, dass es an ihrer Angst lag, Fehler zu machen, sowie an ihrer Schüchternheit gegenüber neuen Personen (beides kulturbedingt), nicht aber an ihrem eigentlichen Vermögen, auf Deutsch zu sprechen.

Ich hoffe, in den verbleibenden zwei Schulwochen noch mehr Einblicke in die Mittelstufe bekommen zu können!